Die Renaissance des guten Gesprächs: Internet, Twitter & Co. können den persönlichen Austausch nicht ersetzen
Deutschlands Jugend kommuniziert digital: Während zwei Drittel der 30- bis 44-Jährigen das persönliche Gespräch als die angenehmste Form des Austauschs empfinden, ist dies gegenwärtig nur bei 36 Prozent der Unter-20-Jährigen der Fall. Das hat die aktuelle Studie "Gesprächskultur in Deutschland" des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag von Jacobs Krönung ergeben. Zwei Drittel der Unter-20-Jährigen sind dagegen im Chat aktiv, 52 Prozent telefonieren gern ausgiebig, ebenso viele schreiben am liebsten eine SMS, wenn sie ihren Freunden schnell etwas mitteilen möchten. Der Anteil der Unter-30-Jährigen, die täglich mehrmals via Handy oder Internet mit anderen in Kontakt sind, hat sich allein von 2007 auf 2008 von 57 auf 64 Prozent erhöht. Eines haben Chat, SMS, E-Mail, Twitter und die sogenannten "Social Networks" wie Facebook oder StudiVZ gemeinsam: Sie kommen ohne das gesprochene Wort und ein direktes Gegenüber aus. Verarmt damit die Kontakt- und Gesprächskultur der nachwachsenden Generationen? Hier gibt die Allensbach-Studie Entwarnung: "Trotz Distanz im Kommunikationsfluss weist die junge Generation der Unter-20-Jährigen bisher keine Anzeichen von Kontaktreduzierung auf", so das Ergebnis der repräsentativen Befragung, die Jacobs Krönung im Rahmen der "Initiative für das gute Gespräch" in Auftrag gegeben hatte. Nach wie vor geben 92 Prozent der Unter-30-Jährigen intensiven Internetnutzer an, dass ihnen enge Beziehungen zu anderen Menschen persönlich wichtig sind – diese Zahl hat sich seit 2004 konstant gehalten.
Trendforscher haben inzwischen schon eine Gegenbewegung zum Megatrend aus-gemacht und dafür einen Begriff gefunden: "Sociability-müde" – erschöpft von der digitalen Geselligkeit. Immer mehr junge Menschen entdecken neben den unbestrittenen Vorzügen der digitalen Kommunikation den Wert eines persönlichen Gesprächs. "Menschen sind neurologisch so angelegt, dass sie nach Vernetzung streben – online wie offline", sagt Craig Kinsley, Professor für Neurowissenschaften an der Universität Richmond/USA: "Viele flüchtige Kontakte können beim User das Bedürfnis nach einem tieferen Austausch mit größerer Bedeutung wecken", so der Forscher.
Und: "Ein gutes Gespräch mit einem guten Freund gibt viel mehr Bestätigung als ein paar Zeilen mit einem Smiley, die jeder lesen kann." Also: Online kennen lernen, per SMS einen Termin machen und dann auf eine Tasse Kaffee zusammenkommen – so funktioniert Kommunikation im Jahr 2009.
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