Studie: Zwei von drei Journalisten nutzen Blogs für Recherchen
Blogs sind fester Bestandteil der Redaktionsarbeit. Zwei von drei Journalisten nutzen sie für Recherchen. Das ist Ergebnis der Online-Umfrage “Wie häufig nutzen Journalisten Blogs?”, die Pressesprecher und Blogger Jost Broichmann im Dezember 2012 durchführte. Ein Viertel der Befragten nutzt regelmäßig Blogs für Recherchen, 42 Prozent nutzen sie gelegentlich und 33 Prozent verzichten darauf.
Das Jahr 2012 kann im Rückblick als die Renaissance der Blogs gesehen werden. Viel wurde darüber berichtet, warum beispielsweise Corporate Blogs mehr Sinn machen, als eine fanpage . Pressesprecher Jost Broichmann betreibt selbst Blogs. Ihn hat daher interessiert, wie viele Personen aus der für ihn wichtigen Zielgruppe Journalisten Blogs lesen oder damit arbeiten. Darum führte er zum Jahresende 2012 mit Unterstützung des DJV eine Online-Umfrage durch und befragte Journalisten zu ihrer Nutzung von Blogs.
Die Mehrheit der Pressevertreter – 83 Prozent – liest Blogs. 55 Prozent sind Gelegenheitsleser, 15 Prozent lesen sie regelmäßig und 13 Prozent haben gar einen oder mehrere Blogs im Abo. Bei der Arbeit sind die Journalisten etwas zurückhaltender mit Blogs: 67 Prozent nutzen sie für ihre Arbeit. Und etwas mehr als ein Drittel der Journalisten (36 Prozent) hat für einen Artikel oder Beitrag schon aus einem Blog zitiert. Die Erklärung für die geringe Quote lieferte Peter Steinfurth, Chefredakteur der Zeitschrift Oldtimer Markt: “Wenn Journalisten Blogs nicht nutzen, muss das ja nicht daran liegen, dass sie keine Blogs kennen oder lesen. Es ist vielmehr so, dass die inhaltliche Qualität von Blogs für Journalisten nicht sicher genug einschätzbar ist und deshalb grundsätzlich nachrecherchiert werden muss.”
Das könnte auch an den Quellen liegen. Journalisten stöbern bei ihren Recherchen nämlich gerne auch in privaten Blogs. Die Frage in welchen Blogs Journalisten recherchieren, brachte diese interessante Information ans Tageslicht. Spitzenreiter mit 77 Prozent sind zwar Nachrichten- oder Themenblogs, dicht gefolgt von privaten Blogs mit 71 Prozent. Mit deutlichem Abstand folgen Micro Blogs wie twitter, facebook oder tumblr mit 49 Prozent. Corporate Blogs kommen auf 38 Prozent. Immerhin: die Blogs von Unternehmen genießen anscheinend mehr Vertrauen, als die von Nichtregierungs-Organisationen, diese kommen nur auf 30 Prozent.
Das Ansehen von Corporate Blogs lässt sich auch an einem anderen Indikator deuten. 12 Prozent der Journalisten halten einen Mitarbeiter- oder Unternehmensblog sogar für relevanter als die Pressewebseite des jeweiligen Unternehmens. Hier wäre es sicher interessant diese Entwicklung zu beobachten und die Untersuchung in einem oder zwei Jahren zu wiederholen.
Aufgrund der breiten Datenbasis können so die Aussagen zur Blognutzung nach Alter, Geschlecht, Medium oder Ressort einzeln untersucht und miteinander verglichen werden. Dabei treten signifikante Unterschiede auf, die weiter untersucht werden sollen. Die Ergebnisse werden im Blog www.cmblogger.de veröffentlicht. Eines vorweg: Die Vermutung, dass männliche Journalisten eher Blogs nutzen, als weibliche, bestätigt sich nicht. Frauen recherchieren eher in Blogs – auch wenn der Vorsprung nur marginal ist.