BANKRECHT / KAPITALMARKTRECHT
Das Forward-Darlehen: Tipps für günstige Zinsen
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Darlehensvertrag © Symbolgrafik: Stockfotos-MG - stock.adobe.com
Im Zusammenhang mit einer Baufinanzierung ist auch immer wieder von Forward Darlehen die Rede. Finanzexperten sagen, dass Kreditnehmer mit dieser Art von Kredit viel Geld sparen können, weil sie einen günstigen Zinssatz vereinbaren können. Der Ratgeber erklärt Ihnen, worum es sich bei dieser Art von Darlehen handelt und wie Sie sich mit einem Forward-Darlehen günstige Zinsen sichern.
Wie funktioniert ein Forward-Darlehen?
Das Forward-Darlehen wird fast immer in Verbindung mit einer Immobilienfinanzierung vergeben. Typisch für eine Baufinanzierung ist eine Zinsbindungsfrist, deren Laufzeit mehrere Jahre beträgt.
Während der Zinsbindung darf der Kreditgeber die Zinsen nicht erhöhen, selbst wenn die Zinssätze ansteigen. Es gilt der Zins, der im Vertrag vereinbart wurde. Steigende Zinsen haben darauf keinen Einfluss.
Zum Ende der Zinsbindung wird in der Regel eine Anschlussfinanzierung vereinbart. Handelt es sich um ein gewöhnliches Annuitätendarlehen, gelten dafür die Zinsen von heute.
Mit anderen Worten, steigt das Zinsniveau, muss bei der Anschlussfinanzierung der Immobilie ein erheblicher Zinsaufschlag in Kauf genommen werden. Die Baufinanzierung wird teurer.
An dieser Stelle kommt das Forward-Darlehen ins Spiel. Mit der Hilfe des Forward-Darlehens können Sie sich auch nach dem Ende der Zinsbindung einen günstigen Zinssatz sichern.
Im Grunde genommen stellt ein Forward-Darlehen eine Wette auf die zukünftige Zinsentwicklung dar. Dazu wendet sich der Kreditnehmer rechtzeitig vor dem Auslaufen der Zinsbindung an die Bank und handelt mit ihr ein Forward-Darlehen zur Anschlussfinanzierung der Immobilie aus.
Im Vertrag für das Forward-Darlehen wird schon jetzt der Zinssatz festgelegt, der bei Inanspruchnahme des Darlehens gelten soll. Durch diese Kondition können Sie sich für die Zukunft einen niedrigen Zinssatz für die Anschlussfinanzierung sichern.
Anschlussfinanzierung durch ein Forward Darlehen: Was beachten?
Damit sie von einem Forward-Darlehen profitieren, müssen Sie einige Dinge beachten. Zu den wichtigsten gehört die Forward-Periode.
Sie wird auch Vorlaufzeit genannt und bezeichnet die Zeit, ab der Sie das Darlehen vor dem Ablauf der Zinsbindung abschließen können. Die Forward-Periode ist von Bank zu Bank verschieden.
Sie kann von 6 Monaten bis zu 66 Monaten (5,5 Jahren) reichen. Theoretisch könnten Sie sich lange vor dem Auslaufen der Zinsbindung durch ein Forward-Darlehen niedrige Zinsen sichern, in der Praxis ist eine zu lange Vorlaufzeit aber wenig empfehlenswert, da sie die Kosten des Forward-Darlehens in die Höhe treibt.
Sie sollten zudem beachten, dass ein Forward-Darlehen eine juristische Vereinbarung darstellt, die für beide Vertragsparteien bindend ist. Unabhängig vom aktuellen Zinsniveau muss Ihnen die Bank den vertraglich vereinbarten Zinssatz gewähren.
Sie als Kreditnehmer sind im Gegenzug dazu verpflichtet, den vertraglich vereinbarten Zinssatz zu akzeptieren, selbst wenn die aktuellen Zinsen niedriger sind.
Was kostet ein Forward-Darlehen?
Mit der Gewährung eines Forward-Darlehens geht die Bank ein Risiko ein, da sie die Zinsentwicklung nicht kalkulieren, sondern bestenfalls prognostizieren kann. Daher wird für Forward-Darlehen ein Zinsaufschlag berechnet.
Zusätzlich zum normalen Zinssatz wird pro Monat Vorlaufzeit ein Aufschlag zwischen 0,01 bis 0,03 Prozent genommen. Bei einer extrem langen Vorlaufzeit von 66 Monaten könnte dieser Aufschlag bis zu 1,98 Prozent ausmachen. Das würde die Vorteile für den Darlehensnehmer zunichte machen.
Wann lohnt sich der Abschluss eines Forward-Darlehens?
Ein Forward-Darlehen als Anschlussfinanzierung lohnt sich, wenn das Ende der Zinsbindungsfrist in Sicht kommt und Sie sich in den nächsten zwölf Monaten um günstige Konditionen für eine Anschlussfinanzierung kümmern müssen.
Ein Forward Darlehen ist zu empfehlen, wenn mit steigenden Zinsen zu rechnen ist. Mit dem Forward-Kredit sichern Sie sich niedrige Zinsen für Ihre Anschlussfinanzierung. Das Sparpotenzial beträgt tausende Euro.
Birgt ein Forward Darlehen auch Risiken?
Ja, natürlich, da es sich sozusagen um eine Wette zur Zinsentwicklung handelt. Steigen die Zinsen, gewinnen Sie, weil sie viel Geld einsparen.
Sollten sie aber wieder Erwarten sinken (was in der aktuellen Situation jedoch sehr unwahrscheinlich ist), verlieren Sie Geld, weil Sie an den vertraglich vereinbarten Zinssatz gebunden sind.
In so einem Fall könnten Sie zumindest theoretisch anderswo eine Baufinanzierung günstiger abschließen.
Kann ein Forward-Kredit gekündigt werden?
Mit diesem Gedanken spielen viele Bauherren, die ein Forward-Darlehen abgeschlossen hatten, um sich gute Konditionen zu sichern, aber dann entdecken, dass sie anderswo ein günstigeres Darlehen erhalten können. Prinzipiell ist eine Kündigung möglich, sie kann aber so teuer werden, dass sie sich nicht lohnt.
Banken oder Sparkassen können im Fall einer Kündigung eine Nichtabnahmeentschädigung oder eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen, die so viel kosten, dass eine Kündigung keinen finanziellen Vorteil bringt. Es gibt jedoch Fälle, in denen eine Kündigung kostenlos möglich ist.
Sie können das Forward-Darlehen kostenlos kündigen:
- Widerruf binnen 14 Tage nach dem Inkrafttreten des Vertrags. Das nennen Juristen Rücktrittsrecht. Es ist gesetzlich garantiert und gilt für fast alle Verträge.
- Die kostenlose Kündigung eines Darlehens mit Zinsbindung ist 10 Jahre nach dessen Auszahlung möglich. Das trifft auch dann zu, wenn Ihre Baufinanzierung ausgezahlt und durch ein Forward-Darlehen verlängert wurde. Die 10-Jahres-Frist schließt das Forward-Darlehen ein.
- Das Forward-Darlehen kann kostenlos gekündigt werden, wenn in den Vertragsunterlagen Formfehler enthalten sind, beispielsweise eine falsche Widerrufsbelehrung.
Verkaufen Sie die Immobilie, darf Ihnen die Bank die Kündigung des Forward-Darlehens nicht verweigern, kann jedoch eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Am besten lassen Sie sich von einem Anwalt beraten, ob eine Kündigung sinnvoll ist oder nicht.
Wo können Sie ein Forward-Darlehen abschließen?
Das ist Ihnen überlassen. Sie können das Forward-Darlehen bei der Bank oder Sparkasse abschließen, bei der Sie die ursprüngliche Baufinanzierung beantragt hatten, können sich aber auch ein neues Geldinstitut suchen.
Im ersteren Fall spricht man im Kreditwesen von einer Prolongation, im zweiten Fall von einer Umschuldung. Eine Prolongation ist unkomplizierter, bei einer Umschuldung muss die Grundschuld erneut eingetragen und notariell bestätigt werden.
Dafür können Sie sich aber unter Umständen gute Konditionen für die Anschlussfinanzierung sichern. Sie sollten auf jeden Fall beide Möglichkeiten in Betracht ziehen, sich bei Ihrer Bank nach den Konditionen für ein Forward-Darlehen erkundigen und parallel in einem Online-Kreditvergleich nach günstigen Forward-Darlehen suchen.
Zusammenfassung
Ein Forward-Darlehen ist eine Anschlussfinanzierung für ein Baudarlehen. Sie sollten das Darlehen rechtzeitig vor Ablauf der Zinsbindungsfrist abschließen.
Durch das Forward-Darlehen sichern Sie sich niedrige Zinsen, auch wenn das allgemeine Zinsniveau ansteigt, da beide Vertragsparteien an die Vereinbarung gebunden sind. Mit einem Forward-Darlehen können Sie viel Geld sparen.
Es birgt aber auch ein Risiko, wenn die Zinsen sinken. Dann sind Sie an die Vereinbarung gebunden und müssen das Darlehen annehmen. Eine Kündigung kann so teuer werden, dass sie sich nicht lohnt.
Informieren Sie sich am besten rechtzeitig auf einem unabhängigen Vergleichsportal.