INDUSTRIE/TECHNIK/FORSCHUNG
Internationale Energieprojekte in Bulgarien
Autor: Frau Dr. Phil. Mariana Trendafcheva - Dolmetscherin (ermächtigt) und Übersetzerin (ermächtigt)
Der Energie-Sektor ist derzeit die Branche mit den besten Zukunftsaussichten. Bulgarien plant den Bau mehrerer Gas- und Öl-Pipelines, will zum einen die Kernkraft ausbauen und zum anderen verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Das wind-, wasser- und sonnenreiche Donau- und Schwarzmeer-Anrainer-Land bietet gute Bedingungen für Solarthermie, Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft und hat ebenfalls Potenzial für die Wärme- und Stromgewinnung durch Erdwärme (Geothermie) sowie Biomasse. Die gesetzlich garantierte Einspeise-Vergütungsdauer beträgt für Strom aus Photovoltaik und Geothermie 25 Jahre; für Wasserkraftanlagen unter 10 MW, Windenergie und andere erneuerbare Energien 15 Jahre. Allerdings gibt es für Investoren auch etliche Herausforderungen, zum Beispiel bei der Einholung der notwendigen Umwelt-Genehmigungen.
An der nördlichen Schwarzmeerküste, in der Nähe von Kavarna, entstand vor kurzem Bulgariens größter Windpark mit einer Leistung von 156 MW. Investor des 270 Mio. Euro-Projekts ist AES Geo Energy, ein Joint Venture zwischen AES (USA) und Geo Power (Bulgarien/Deutschland). Fast zeitgleich in derselben Region nahm Enel (Italien) einen 21 MW-Windpark in Betrieb. Weiter südlich, in der Nähe von Burgas, will Electrawinds einen 30 MW Windpark errichten. N-Vision (Deutschland) plant einen 100 MW-Park im Westen des Landes. Die Österreicher von Leitwind wollen ihr bereits bestehendes Engagement in Bulgarien ausbauen und werden Unterstützung von UniCredit Leasing (Italien) für weitere Windenergie-Projekte erhalten. Anfang November 2009 hat die Hamburger PowerWind GmbH eine 900kW-Windenergieanlage in der Nähe von Kavarna in Betrieb genommen. Die Hamburger befinden sich nach eigenen Angaben in Verhandlungen für weitere Vorhaben.
Außerdem laufen zahlreiche Projekte zur Wärmeenergie-Gewinnung (Solarthermie) sowie Stromerzeugung (Photovoltaik). So plant laut Presseberichten ein Konsortium aus Unlimited Energy und Q-Cells (Deutschland) einen 240 MW Photovoltaik-Park bei Karnobat. Phoenix Solar (Deutschland) will einen 20 MW Photovoltaik-Park errichten. Dünnschicht-Photovoltaik-Module produziert seit 2008 das bulgarische Unternehmen Solarpro im Industriepark Silistra. Ab Februar 2010 will Eldominvest eigene Sonnenkollektoren zur Wärmeenergie-Gewinnung herstellen.
Nachdem es 2009 einen regelrechten Boom an Wind- und Sonnenenergie-Investitionen gegeben hat, sorgte im vierten Quartal allerdings ein Mahnschreiben der Europäischen Kommission für Verunsicherung. Bulgarien verstoße mit der Genehmigung von Windkraftprojekten gegen seine Verpflichtung, Vogelschutzgebiete zu schützen, so der Vorwurf. Die bulgarische Regierung kündigte Mitte Dezember 2009 an, Erneuerbare Energie-Projekte, die sich noch im Anfangsstadium befinden, bis auf weiteres zu stoppen. Bereits vorher hatten einige Unternehmen über Schwierigkeiten geklagt, notwendige Umwelt-Genehmigungen zu erhalten.
Nach dem Ausstieg von RWE aus dem AKW-Projekt Belene will die Regierung dem Vernehmen nach erst mal an dem Vorhaben festhalten, ein zweites AKW zu bauen. Überlegt wird auch eine Erweiterung des bereits bestehenden AKW Kozloduy. Mit Spannung beobachtet wird die Planung für die Nabucco-Gaspipeline. Außerdem festhalten will der Balkan-Staat an der Konkurrenz-Pipeline "South Stream".