DATENSICHERHEIT
Recovery Spezialist: Datenrettung als Beruf
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Datenrettung durch Recovery Spezialisten
Unser Alltag wird immer mehr von Daten bestimmt. Wenn es dabei im privaten Umfeld zu einem Ausfall kommt, hält sich der Schaden zumeist in Grenzen. Bei entsprechenden Katastrophenfällen in Unternehmen wie beispielsweise Brandschäden oder Hochwasser entstehen die finanziellen Schäden jedoch nicht nur aus den Beschädigungen an den Gebäuden, sondern vor allem durch den möglichen Verlust von Daten. Um das Ausmaß im Schadensfall einzudämmen, ist es ratsam, einen Recovery Spezialisten mit der Erstellung eines entsprechenden Gutachtens zu beauftragen.
Was macht ein Recovery Spezialist?
Recovery bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie Erholung, Besserung beziehungsweise Wiederherstellung. Genau darum geht es auch im Berufsfeld des Recovery Spezialisten. Auf Deutsch wird der Recovery Spezialist deshalb auch oftmals als „Datenretter“ bezeichnet.
Ein Datenretter macht sich bei einem Schaden in einem Unternehmen zunächst ein Bild von dem Gesamtschaden. In weiterer Folge beginnt er damit, die einzelnen Datenquellen im Detail zu analysieren. Dazu gehören neben den Festplatten in den PCs und Laptops vor allem auch die Speicher der Server, die sich eventuell auch physisch im Unternehmen befinden sowie Smartphones, Tablets und USB-Sticks.
Nachdem sich der Datenretter ein umfassendes Bild von dem Schaden gemacht hat, zeigt er Lösungen auf, mit denen der entstandene Schaden weitestgehend behoben werden soll. Die meisten Recovery Spezialisten führen in weiterer Folge nicht alle Maßnahmen selbst durch, sondern haben sich ein Netzwerk an Spezialisten aufgebaut, die ihnen im Bedarfsfall für unterschiedliche Probleme zur Verfügung stehen.
Zur Untersuchung gehört auch die Kontrolle, ob der Schaden durch höhere Gewalt oder absichtliches Einwirken entstanden ist. Liegt offensichtlich ein manipulativer Eingriff vor oder besteht zumindest der Verdacht darauf, sollte ein entsprechender Anwalt in das Spezialisten-Team integriert werden, der sich hier um die weiteren Untersuchungen kümmert.
SSD Datenträger sind eine echte Herausforderung für die Datenretter
Seit einigen Jahren kommen in PCs und Laptops immer öfter sogenannte SSD-Festplatten (Solid State Discs) zum Einsatz. Diese unterscheiden sich zum Teil erheblich von den bisherigen Hard Drive Discs (HDD). Während die klassische HDD aus mehreren Magnetscheiben und einem Lesekopf besteht, hat eine SSD-Platte keine mechanischen Teile. Darin verbaut sind mehrere Flash-Speicher, wie sie beispielsweise auch in USB-Sticks zum Einsatz kommen.
Für die User hat das im täglichen Betrieb zahlreiche Vorteile. Die SSD-Platten sind robuster, leiser und vor allem wesentlich schneller als HDD-Platten. Im Schadensfall ist die Herstellung der Daten allerdings deutlich aufwendiger und erfordert den Einsatz von Experten für SSD-Datenrettungen.
Als Sofortmaßnahme empfehlen die Spezialisten jedenfalls, die SSD-Platte unmittelbar vom Strom zu trennen, da der Datenverlust ansonsten unwiederbringlich sein könnte. Bei den Flash-Speichern ist es wichtig, nach einem Datenproblem möglichst keine Schreibzugriffe mehr zuzulassen. Doch Vorsicht: In Smartphones und Tablets arbeiten diese Speicher selbst im ausgeschalteten Zustand des Gerätes noch weiter. Deshalb ist es hier erforderlich, den Akku zu entfernen, soweit dies technisch möglich ist.
Können die Daten auch nach einem Brand gerettet werden?
Viele Unternehmen denken, dass ihre Daten nach einem Brand auf den geschmolzenen Festplatten für immer verloren sind. Doch die Recovery Spezialisten arbeiten heutzutage mit modernen Methoden, die sogar bei schwerwiegenden Fällen wie etwa Brandschäden noch die Chance auf eine erfolgreiche Datenrettung ermöglichen.
Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht, denn jeder Schaden ist anders und hat unterschiedliche Auswirkungen. Wichtig ist jedenfalls, sofort zu handeln. Oftmals ist nämlich nicht der Brand selbst, sondern das Löschwasser das weitaus größere Problem. Deshalb ist die Vorgehensweise bei einem Wasser- beziehungsweise Hochwasser-Schaden in vielen Fällen ähnlich wie nach einem Brand.
Bei HDD-Platten bleiben die Magnetscheiben oft unberührt, da das Metallgehäuse einen sehr guten Schutz gegenüber hohen Temperaturen bietet. Dennoch können sich einzelne Rußpartikel auf den Schaden ablagern und entsprechende Störungen verursachen.
SSD-Platten sind hingegen zumeist in Gehäusen aus Kunststoff verbaut, die nicht gegen die Hitze resistent sind. Zudem halten die elektronischen Halbleiter-Komponenten die hohen Temperaturen nur für einen sehr kurzen Zeitraum aus.
Dennoch heißt das nicht, dass die Daten deshalb für immer verloren sind. Die SSD-Experten gehen hier in CSI-Manier vor und nehmen die Platte im Labor auseinander. Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert. Denn bei seriösen Experten entstehen in der Regel nur dann Kosten für den Rettungsversuch, wenn dieser von Erfolg gekrönt ist.
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